Niagarafälle in Kanada
Im Rahmen einer Reise in den Osten Kanadas, die ich der Einladung eines langjährigen Freundes zu verdanken hatte, wurde mir die Möglichkeit geboten, mir über die so viel- und hochgelobte Attraktivität der Niagarafälle selbst ein Bild zu machen. In den ersten vier Tagen meines Aufenthalts in dem kanadischen Städtchen Keswick, das am Ufer der zum Lake Simcoe gehörenden Cook´s Bay liegt, hatte ich bereits Gelegenheit die Stadt Toronto näher kennenzulernen. Dort war ich auch zu Beginn meiner Reise auf dem Internationalen Flughafen gelandet. Da mein Gastbeger nun ein wichtiges Meeting wahrnehmen musste, beschloss ich kurzerhand Kanada per Mietwagen zu erkunden und machte mich auf den Weg nach Niagara Falls in Ontario.
Erstaunt und anfangs auch ein wenig irritiert nahm ich bei meiner Ankunft in Niagara Falls die Vielzahl an Hinweisschildern und Ankündigungen zur Kenntnis, die angefangen vom Casino über verschiedene Golfplätze und Parks bis hin zu einem Schmetterlingshaus auf einige der im Umfeld der Niagarafälle entstandenen Freizeitangebote und Attraktionen aufmerksam machten. Doch dann lenkte mich das bereits hörbare Getöse der Wassermassen von diesen „Nebensächlichkeiten“ ab und es dauerte nicht mehr lange, bis ich schon aus meinem Mietauto die ersten Blicke auf den Fall des „donnernden Wassers“ erhaschen konnte.
Nichts anders nämlich bedeutet das Wort Niagara in der Sprache der einst hier lebenden Ureinwohner. Behindert durch die Ziegeninsel Goat Island muss der den Erisee mit dem Ontariosee verbindende Niagara River hier auf kanadischer Seite einen Höhenunterschied von 52 Metern überwinden. Dies geschieht auf einer Breite von annähernd 800 Metern, die eine hufeisenförmig geformte Felskante besitzt.
Bereits vor meinem Aufenthalt in Kanada hatte ich davon gelesen, dass an diesem und dem benachbarten amerikanischen Teil bei Weitem nicht die gesamte Wassermenge in das schmalere, tiefer gelegene Flussbett stürzt. Denn tagsüber, vor den Augen der unzähligen Touristen werden etwa 50 Prozent des Wassers durch Kraftwerksstollen und nachts sogar bis zu 90 Prozent zum Betreiben mehrerer Wasserkraftwerke geleitet und genutzt.
Zwei Tipps hatte mir mein, am heutigen Tag verhinderter Freund mit auf den Weg gegeben. Zum einen empfahl er mir einen Spaziergang über die unterhalb der Fälle befindliche Rainbow Bridge. Indem ich dieser Empfehlung nachkam, konnte ich bei strahlendem Sonnenschein die beeindruckenden Farbspiele der Gischt, die nicht selten in herrlichen Regenbögen münden, genießen.
Seine zweite Empfehlung, eines der sogenannten Maid of the Mist-Boote (Nebeljungfer-Boote) zu besteigen, um mir die tosenden Wassermassen der Niagarafälle ganz aus der Nähe zu betrachten – und dabei sicherlich aus etwas feucht zu werden – schenkte ich mir und fuhr sozusagen als „Ersatz“ per Aufzug für rund 10 Kanadische Dollar auf den 223 Meter hohen Skylon Tower.
Und ich kann sagen, diesen Tausch nicht bereut zu haben. Denn von der Aussichtsplattform ist mit der Teilung vor Goat Island, dem Umfließen der Insel und dem Herabstürzen im Gestalt zweier getrennter Wasserfälle der Verlauf des Niagara River und die Entstehung der Niagarafälle bis hin zum Durchfließen des wieder beruhigten Wassers durch die Rainbow Bridge eindrucksvoll zu verfolgen.
Mit einer kurzen Stipvisite im verträumt wirkenden Weinort Niagara-on-the-Lake an der Mündung des Niagara River in den Ontariosee beendete ich den „Alleingang“ während meines Besuches in Kanada, von dem ich einen wunderschönen Eindruck mit nach Hause nahm.